„O Herr, regiere diesen Glockenklang, dass das Volk gern zum
Wort Gottes gang“
Dazu Zitate aus einem Abdruck der appenzellischen Jahrbücher von 1868: „So klein auch das Bergdörflein ist, in dessen Mitte die Kirche sich erhebt, so ausgedehnt ist die Pfarrgemeinde, die diesem Gotteshaus den Namen gegeben hat. Reute reicht beinahe bis an die Kirche zu Oberegg. Die Güter beider Gemeinden sind in ganz eigenthümlicher Weise unter einander gewürfelt (Seite 1).“ „Die erste Anregung zum Kirchenbau in Reute scheint von der damaligen Landesobrigkeit ausgegangen zu sein, die es mehrfach ausgesprochen, dass es dem ganzen Lande Ausserrhoden anständig wäre, wenn an der äussersten Grenze desselben eine eigene Kirche und Gottesdienst könnte ausgerichtet werde. Auch dem höchst achtbaren Pfarrer J.K. Sulzberger der benachbarten Gemeinde Bernegg gieng die isolierte Lage seiner Pfarrkinder in Reute nahe (S. 5).“ „An einer Kirchhöre ergriff Pfarrer Sulzberger in gottseligem Eifer das Wort sodass sich die Versammlung für einen Schulhaus- und Kirchenbau entschliessen konnte (S. 7).“ „Das Bittschreiben von Samuel Sturzenegger an die höchste obrigkeitliche Instanz klagt darüber, dass bei der grossen räumlichen Entfernung von den angewiesenen rheintalischen Gotteshäusern die Sonntags- und Wochenpredigten, namentlich aber die Kinderlehren, schlecht besucht werden, was für die Jugend höchst verderblich wirke. Ferner wird daran erinnert, dass bei der theilweisen kirchlichen Verwahrlosung Reutes sich Uebertritte zum katholischen Nachbarn wiederholen (S. 8)“. „Ueber die Wahl des Kirchenplatzes dachte man in Reute verschieden. Die einen hatten die kleine Thalschlucht im Auge, wo die Kirche nun wirklich steht. Dafür sprachen verschiedene Umstände. - Einmal waren da die Baumaterialien sehr gelegen und zudem hatte Hans Sturzenegger, älter, für Kirche und Pfarrhaus den Bauplatz unentgeltlich angeboten; auch befand sich derselbe ziemlich im Mittel. So trug denn dieser Plan den Sieg davon, gegenüber dem Wunsche von 10 - 12 Hausvätern, die den höher gelegenen alten Bergweiler Steinegacht vorzogen (S. 9).“ „Am 15. Juni 1687 wurde mit Beistand Gottes des Allerhöchsten zu grosser Freude vieler der Grundstein zum neuen Gotteshaus gelegt (S. 9).“ „Der Bau gieng rasch und glücklich von Statten. Auch für eine Thurmuhr und ein anständiges Geläute ward gesorgt. Die drei Glocken, deren Gesammtgewicht 3357 Pfund beträgt, kosteten 1678 Gulden. Die zweitgrösste trägt folgende Inschrift: „O Herr, regiere diesen Glockenklang, dass das Volk gern zum Wort Gottes gang“. Die Kirchweihe fand am 12. August 1688 statt (S. 10).“ „Die Gesammtkosten des Kirchenbaues hatten sich auf 5427 Gulden belaufen, während das Pfarrhaus, in dessen Erdgeschoss eine Schulstube angebracht worden war, 570 Gulden kostete. Diese Kosten wurden grösstenteils durch freiwillige Gaben, die Landesobrigkeit und Liebessteuern gedeckt sodass ein Pfrundfonds für weitere Kosten angelegt werden konnte (S. 11).“ „Als Liebesdienst ohne Lohn nur für ein Mittagesselein erklärten sich vorerst die Pfarrherren von Wald, Rehetobel, Heiden, Wolfhalden, Walzenhausen, Berneck, Balgach, Marbach und Altstätten bereit, abwechselnd Gottesdienste zu halten (S. 13)“. Erster Pfarrer von Reute war Johann Heinrich Sauter von Zürich, der im Herbst 1690 das Amt antrat (S. 14).“
Literatur: Kurze Geschichte des Kirchenbaues von Reute im Jahre 1688, ein Abdruck aus den appenzellischen Jahrbüchern von 1868.
Die Geschichte des Kirchenbaus von 1688 steht hier zum Download bereit (PDF-Datei / 141KB)